Es ist seit Menschengedenken hier im Kahlgrund Tradition, dass aus Früchten zum haltbar machen sogenannte Hutzel hergestellt werden. Es gibt sogar ein Seitental, den sog. Hutzelgrund (er umfasst die Ortsteile Hohl, Gunzenbach, Rothengrund und Reichenbach), da dort besonders viel Dürrobst in den letzten Jahrhunderten hergestellt wurde. Hochdeutsch Dörrobst oder Quetschehutzel nennt man die im Backofen oder Dörrschrank getrockneten Früchte. Diese wurden dann entweder in Brot verbacken oder, was meine Lieblingsspeise ist, in Hefeklößen mit Dörrobst verarbeitet. Hierzu wurden die Hutzel mit Apfelwein (Äppelwoi) im Kochtopf angesetzt und eine Brühe gekocht, in welcher die Dampfnudeln aufgingen und beides wurde dann als Mittagessen verspeist.
Diese traumhafte fleischlose Köstlichkeit mit dem Duft von frischem Hefeteig, Backwaren, Rum-Rosinen, eine Spur Zimt und Trockenpflaumen ist mir gelungen, in die Flasche zu zaubern, um sie rechtzeitig zur Winterzeit anzubieten.
Beim Hineinschnuppern ins Digestifglas strömt der Duft von karamellisiertem Trockenobst, Hefekuchen mit Butterstreuseln, wenn er frisch aus dem Backofen gezogen wird, gepaart mit Vanille, Nelken, Zimt in die Nase und lässt in einem die Erinnerung an Kindheitstage bei den Großeltern wach werden.
Auf der Zunge weiche aber gewürzte Noten von honigsüßen Datteln, Bratäpfeln und dominant eine süße Zwetschge, welche sich nussig, schokoladig im gesamten Mund ausbreitet. Im Nachhall ein schöner breiter Mandelsteinton, der mit angenehmer, pikanter Würznote sich in den Magen verabschiedet.
Ein wahrer Genuss für Nase und Gaumen, absolut passend an kalten Winterabenden vorm Kamin oder zum Dessert. Sicher auch jetzt zu Weihnachten eine tolle Geschenkidee.