Die Näglesbirne wurde erstmals 1854 in dem Obstbuch "Die Kernobstsorten Württembergs" vorgestellt. Man nennt sie auch Oliven-, Gesälz- oder Hutzelbirne. Man könnte sie auch glatt mit einer Palmischbirne verwechseln.
Näglesbirnen eignen sich hervorragend als Dörrobst- oder Kompottbirnen, aber am Besten lässt sich daraus ein Destillat zaubern. Wir haben die Näglesbirnen (ca. 50 Hochstammbäume) als sogenannte Befruchtersorten zwischen den Williams- und anderen Birnensorten angepflanzt. Der schöne Wuchs und die stattliche Form mit dem ansprechend bunten Herbstlaub sind eine Zierde in der Plantage.
Die Ende August bis Mitte September ungleichmäßig reifenden, ca. tischtennisballgroßen Birnen werden von einer lederartigen, olivefarbenen Fruchthaut umhüllt. Im Inneren entdecken wir ein bissfestes, sehr würzig saftiges, weißes Fruchtfleisch, das zum braun und teigig werden neigt, wenn die Früchte einige Tage unter dem Baum im Gras liegen. In diesem Reifestadium sind die Birnen süß-herb, gut würzig mit einem schönen leichten Zimt-Ton und einem an Süßwein erinnernden Charakter mit leichter Honignote und Walnusstönen.
Es ist mir mit Freude gelungen, diese feinen Nuancen beim Gären in der Maische zu halten und auf schonende Art in der 6 Stunden dauernden Destillation zur Hochzeit mit dem Alkoholdampf ins Glas zu zaubern. Das mit 45% Vol. vollmundige Birnendestillat entfaltet in der Nase eine würzige Birnennote mit einem Hauch an Tresterkomponenten, die die raue lederartige Schale widerspiegeln lassen, im Hintergrund verhalten süße Nuss-, Honig- und Karameltöne. Wunderbar mild und angenehm breit erfüllt sie, die Nägles-, Zunge und Gaumen, in Birne und würzigen Aromen mit einem sehr langen Nachhall, gefolgt vom angenehm mollig-warmen Abgang.
Sicher das richtige Destillat um nach einem Wildgericht (Hirsch-, Reh-, Wildschweinbraten) oder Steaks einem tollen Hauptgang den Abschluss als "Schüsseltreiber" zu geben. Sicher passt er auch zu einem Apfelstrudel oder zu einer schönen Zigarre.